SURPRISES!
Monotonie und Überraschung in Joseph Haydns
Londoner Symphony Quintettos




Konzeption: Andrea Klitzing
Vortrag:
Prof. Dr. E. Osterkamp

Besetzung:
ensemble1800berlin
Andrea Klitzing,
(Klassische Flöte)
Thomas Kretschmer (Violine)
Dorothee Mühleisen (Violine)
Annette Geiger (Viola)
Patrick Sepec (Violoncello)
Elina Albach (Hammerflügel)

Peter Weinsheimer (Ton)
Marlon Muvdi (Bild)


Mit dem neuen Programm SURPRISES! widmet sich das
ensemble1800berlin erneut zwei von insgesamt zwölf Symphony Quintettos, jenen Bearbeitungen für Flöte, 4 Streicher und Hammerflügel, die J. P. Salomon zwischen 1794 und 1798 von J. Haydns Londoner Sinfonien anfertigte.
Das Unerwartete, Unerhörte steht auch bei diesem Programm des Ensembles im Zentrum: Sinfonien erklingen als Kammermusik, die Musiker spielen zu sechst "Quintettos" und die durch den Titel dieses Programms geschürte Erwartung, man könne Haydns berühmteste Sinfonie Nr. 94 "Surprise" ("Mit dem Paukenschlag") hören, wird nicht erfüllt.
Denn was ist eine Überraschung noch wert, mit der jeder rechnet? Ein müdes Lächeln...
Das
ensemble1800berlin bewegt sich mit diesen Erwartungsenttäuschungen in bester Gesellschaft. In seinen Sinfonien 101 und 104 spielt Joseph Haydn wach und virtuos mit den musikalisch-formalen Konventionen seiner Zeit. Er versteht es, die Londoner bis zu seiner letzten Sinfonie mit immer Neuem und Unerwartetem, das er mit großem Kunstverstand wirkungssteigernd in Strukturen äußerster Monotonie einbettet, wortwörtlich vom Stuhl zu reißen. 5000 Gulden bekam Haydn vor seiner ersten Londonreise 1791 von J. P. Salomon als Vorauszahlung. Diese atemberaubende Summe spricht eine deutliche Sprache. Haydn hatte es mit den Gesetzen des Musikbusiness Londons zu tun bekommen und er reagiert auf dessen unersättlichen Bedarf nach Stimulanz in seinen Kompositionen mit einem an Eleganz nicht zu übertreffenden Humor.
Überraschend auch ist der Kontext, den das
ensemble1800berlin zur Darstellung der Symphony Quintettos wählt. Sowohl die Zäsur durch die französische Revolution, der Überraschungs- und Kontingenzerfahrung schlechthin, als auch die Veränderung durch die englische Industrialisierung, speziell deren Auswirkung auf das akustische Umfeld der Menschen um 1800, sind Aspekte, die Konzeption und Idee von SURPRISES! stetig vorantrieben. Als ästhetische Reaktion auf diese Aspekte können Monotonie und Überraschung in Haydns großartigen Londoner Sinfonien und Salomons kongenialen Kammermusikversionen verstanden und gehört werden.

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